„Ein Blick auf ein unvollendetes Werkstück des Dialektischen Materialismus“
Vortrags- und Diskussionsveranstaltung
Referent: Dr. phil. Elmar Witzall, Oberfranken
Samstag, 18. Juli 2015, 16 Uhr
Eine Schrift des Referenten zum Thema ist hier dokumentiert.
Karl Marx teilte die Meinung von Friedrich Engels, dass eine dialektisch-materialistische Weltanschauung nicht nur die historisch-gesellschaftliche Wirklichkeit, sondern die gesamte belebte und unbelebte Natur einschließen müsse. Zeitlich überschneidend mit Marx` Arbeit am KAPITAL arbeitete Friedrich Engels mehr als 13 Jahre an einem eigenen, umfassenden Werk über die Naturwissenschaften und neuere naturwissenschaftliche Erkenntnisse seiner Zeit. Er konnte dieses Werk nicht vollenden, weil er sich nach dem Tod von Karl Marx der Herausgabe des 2. und 3. Kapital-Bandes und politischen Aufgaben widmen musste. Seine kurz vor seinem Tod zusammengestellten Arbeiten und Text-Konvolute blieben in den sozialdemokratischen Archiven unveröffentlicht liegen. Sie wurden erst 1925 in der UdSSR unter dem Titel „Dialektik der Natur“ veröffentlicht (siehe auch Marx-Engels-Werke 20).
Das Referat basiert auf einem rekonstruierten Gedankengang, der mit der Engel`schen Betrachtung des revolutionären, naturwissenschaftlichen Erbes beginnt. In einem zweiten Schritt wird dargestellt, welche neueren, naturwissenschaftlichen Entwicklungen Friedrich Engels besonders interessierten und wie er diese Erkenntnisse nutzte, um seine dialektische Wissenschafts-Philosophie zu begründen und einer metaphysischen Betrachtungsweise entgegenzustellen (dritter Schritt). Daran schließend wird kurz die Naturwissenschaft, insbesondere die revolutionäre, moderne Physik des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts skizziert und die Frage diskutiert, inwieweit Engels` dialektisch-materialistische Konzeption damit vereinbar ist: Denken moderne Naturwissenschaftler gezwungenermaßen dialektisch, auch wenn sie dies nicht wissen oder wahrhaben wollen?
Abschließend sollte im Plenum diskutiert werden, ob der Dialektische Materialismus heute wieder als erkenntnisfördernd geschätzt und genutzt werden sollte? Kann er als eine Art Orientierungs-grundlage dienen beim Versuch nachzuvollziehen, was sich in den Wissenschaften tut? Kann er vielleicht auch in politisch-weltanschaulichen Auseinandersetzungen von Nutzen sein?
Elmar Witzgall, geb. am 30.09.1947 in Bayern / Oberfranken, hat in Bonn Physikalische Chemie und in Bamberg Pädagogik / Erwachsenenbildung studiert. Er arbeitete an verschiedenen Instituten im Bereich der Lern- und Arbeitswissenschaft. Als Rentner beschäftigt er sich wieder mehr mit naturwissenschaftlich-philosophischen Fragen.