Zur Grundlage seines Vortrages nahm Andreas die 1902 von Lenin verfasste Schrift ‚Was tun?‘. Kernpunkt der Schrift ist die Auseinandersetzung mit den sog. ökonomistischen Ideen in der russischen Sozialdemokratie zum Ausgang des 19.Jahrhunderts.
Wie konnten sich diese in den Köpfen entwickeln? Das europäische und in Ansätzen russische Kapital bildete in der Konkurrenz Trusts mit Tendenz zur Monopolbildung. Die Produktionsprozesse konnten somit in grösserem Massstab organisiert und geplant werden, d.h. der Vergesellschaftungsgrad der Produktion stieg. Anscheinend hatte sich die kapitalistische Produktionsweise von selbst auf den Weg zum Sozialismus gemacht. Ein friedlicher Übergang schien möglich. Ergo hätten die Arbeiter lediglich die spontan aufbrechenden ökonomischen Alltagskämpfe zu bestehen, um mit einer schrittweisen Verbesserung ihrer materiellen Lage die ökonomische Transformation zu beschleunigen. Spontanietät als Nachvollzug eines quasi-automatischen Prozesses. Diese Theorie erfährt ihre Vollendung in den Schriften des deutschen Sozialdemokraten Eduard Bernstein und ist seither als Revisionismus bekannt.
Dass diese Theorie jeder revolutionären Bewegung den Garaus macht, hat ihre Verwendung nicht nur in der deutschen Sozialdemokratie bewiesen. Denn ihre Protagonisten schauten nur auf die ökonomischen Brosamen, die da im spontanen Kampf für die Arbeiter abfielen. Aber sie sahen oder wollten nicht sehen, dass sich mit den ökonomischen Konzentrationprozessen auch die politische Hegemonie der herrschenden Klasse verfestigt.
Wie aber ensteht nun revolutionäres Bewusstsein? Die Arbeiter stehen zum Kapital qua Arbeitsvertrag in einem ökonomischen Verhältnis. Sie haben gelernt, dass Kämpfe um höhere Anteile am Reichtum am besten in gewerkschaftlichen Zusammenschlüssen zu führen sind. In ihnen werden jedoch gesellschaftliche Implikationen, wie die Verbandelung von Politik und ökonomischen Interessen, nicht sichtbar und sie geben auch keinen Raum für die Arbeiter, sich selbst als handelndes Subjekt in ihrem Tun zu betrachten. Wer aber hat die Zeit und den Überblick, die vereinzelten ökonomischen Kämpfe im gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang zu analysieren? Zunächst einmal müssen es Menschen sein, die gelernt haben, auf wissenschaftlicher Grundlage Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen. Und – dies ist der entscheidende Moment – sie haben die innere Dynamik der kapitalistischen Organisation der Gesellschaft als eine durch Widersprüche sich entwickelnde und immer wieder durch ihre eigenen Beschränktheiten bedrohte erkannt. Das Wissen und die Anleitung – sagen wir mal kommunistischer Kader – wird nun von den Arbeitern gebraucht, damit aus spontanen Abwehrkämpfen (als notwendige Bedingung für die Entwicklung bewussten politischen Handelns) zu gegebener Zeit der politische Bruch angegangen werden kann. Damit wird die Theorie zur Praxis: sie vermittelt dem Subjekt das zur Veränderung notwendige Bewusstsein, sie ist dialektisch materialistisch.